Kurz vor Amtsübergabe an Donald Trump wandelt der abtretende US-Präsident Joe Biden die doppelte lebenslängliche Haftstrafe des berühmtesten indigenen politischen Gefangenen in einen Hausarrest um und ermöglicht so dem fast 80jährigen, schwerkranken Leonard Peltier, die letzte Lebenszeit mit seiner Familie auf der Turtle Mountain Reservation in Norddakota zu verbringen. Hören Sie hier, was Leonard nach der Verkündigung seiner umgewandelten Strafe zu sagen hat.
Der National Congress of American Indians feierte die "historische" Entscheidung in einer Erklärung, in der es hiess, der Fall sei "seit langem ein Symbol für die systembedingten Ungerechtigkeiten, mit denen die Indigenen Völker konfrontiert sind".
Was Biden bewogen hat, buchstäblich in aller letzter Minute Peltier die Haftentlassung zu gewähren, ist (noch) nicht bekannt. Vielleicht waren es doch die Tausenden von Postkarten, die u.a. auch Incomindios-Mitglieder verschickten, die nahezu 200 Stimmen bekannter Persönlichkeiten und die fast 500 indigenen Leaders in den USA, die ihn in diesem Entscheid bestärkten. Das FBI versuchte bis zuletzt alles, um die Freilassung zu verhindern und überschüttet den Ex-Präsidenten nun mit scharfer, nahezu verletzender Kritik.
Auch wenn an seiner Schuld, zwei FBI-Agenten erschossen zu haben, festgehalten wird, bedeutet die Haftentlassung für Leonard Peltier das Ende einer qualvollen, folterähnlichen Behandlung in verschiedenen US-Hochsicherheitsgefängnissen – «death by incarceration», zwischen Hoffen und Bangen, Isolation, und mangelnder medizinischer Versorgung. Spätestens Mitte Februar soll er zu seiner Familie überführt werden; einige Stimmen sagen, die Freilassung erfolge in den nächsten Tagen. Es ist zu hoffen, dass er endlich die dringend nötige medizinische Versorgung erhalten wird. Incomindios wird sich zusammen mit unseren Partnerorganisation, der European Alliance for the Self-Determination of Indigenous Peoples, weiterhin dafür einsetzen und Druck ausüben, damit Leonard Peltiers schnell eine professionelle ärztliche Betreuung erhält und sein Schutz ausserhalb der Gefängnismauern sichergestellt wird.
«Leonard Peltiers heutige Freiheit ist das Ergebnis von 50 Jahren generationsübergreifendem Widerstand, Organisation und Engagement», sagte Nick Tilsen, Gründer und CEO der indigenen Organisation NDN Collective. «Leonards Befreiung ist unsere Befreiung – sie soll uns daran erinnern, dass die gesamten sogenannten Vereinigten Staaten auf dem gestohlenen Land der Indigenen Völker errichtet sind, und dass die Indigenen jedem Versuch, sie zu unterdrücken, zum Schweigen zu bringen und zu kolonisieren erfolgreich widerstanden haben. Der Sieg der Freilassung Peltiers ist ein Symbol unserer gemeinsamen Stärke und unseres Widerstands, der weitergehen wird.»